Holzschnitt des schweizerisch-deutschen Formschneiders Jost Amman (1539-1591)

Zum Familiennamen Bittner

Der Familienname «Bittner» geht auf eine schlesisch-böhmische und auch fränkische Berufsbezeichnung zurück. Er ist entrundet aus «Büttner». Die erste urkundliche Erwähnung des Namens stammt aus dem Jahr 1367. Andere Schreibweisen sind «Bitner», «Bütner», «Pittner» und «Püttner». Der betreffende Beruf entspricht einem Kleinböttcher, welcher kleine Böttcherware herstellt. Der Nürnberger Spruchdichter Hans Sachs (1494-1576) beschrieb die Tätigkeit des Büttners im Jahr 1568 wie folgt:

Die Berufsbezeichnung «Böttcher» hat sich als Oberbegriff für die vielen verschiedenen Berufstätigkeiten wie auch die des Büttners durchgesetzt, bei denen Gefäße hergestellt werden, die aus Holz zusammengesetzt und durch Eisenreifen zusammengehalten werden. Das Böttchergewerbe mit den regional unterschiedlichen Handwerkerbezeichnungen hat einen großen Anteil an der Bildung von Familiennamen gehabt. Es war nicht nur zahlreich in den großen mittelalterlichen Städten, sondern auch auf dem Land vertreten. Fässer waren im Bereich der Weinwirtschaft und der Bierbrauerei unentbehrlich. Holzgefäße wurden ferner zum Gerben, zum Baden sowie zur Lagerung und zum Transport von Nahrungsmitteln benötigt. Neben den Großböttchern gab es auch den Berufszweig der Kleinböttcher, die kleinere Daubengefäße für den Haushalt herstellten. Man kann unterscheiden zwischen Klein- und Grossböttcher-Familiennamen:

    Sammlung von Kleinböttcher-Familiennamen:

  • Produkt Becher: Becherer, Bechermacher, Bekemacher, Bekemaker, Bekerer, Bekerwerker, Bekewert.
  • Produkt Bütte: Bittna, Bittner, Bödenmeker, Büddecker, Büddenbender, Büdeker, Büdner, Bütenbender, Bütmacher, Bütner, Büttekenmaker, Büttemacher, Büttenbinder, Büttenmacher, Büttenmaker, Büttger, Büttichenbinder, Büttler, Büttner, Butgenmaker, Buttgenmaker, Butticher, Pittner, Pütner, Püttner, Putner, Puttner, Weißbüttner.
  • Produkt Kübel: Kibler, Kiebler, Kübler.
  • Produkt Lägel: Lägeler, Lägelner, Lägler, Legeler, Legler.

    Sammlung von Großböttcher-Familiennamen:

  • Produkt Bode (mittelniederdeutsch für Fass): Bädeker, Bädker, Bätjer, Bättcher, Bättger, Beitjer, Betcher, Betger, Betker, Bettcher, Bettger, Bettjer, Bettker, Bitger, Boddeck, Boddek, Boddeker, Böddecker, Böddeker, Böddicker, Böddjer, Bödecker, Bödeker, Bödicker, Bödiker, Böcker, Böker, Börker, Bötger, Bötjer, Böttcher, Bötter, Bötticher, Böttiger, Böttger, Böttjer, Böttker, Böttkär, Böttner, Bodniker, Bottiger, Bottner, Bürker, Buddiger.
  • Produkt cupa (lateinisch für Fass, Tonne): Chiefer, Chüafer, Cuiper, Cuyper, Käfer, Kaufner, Kefer, Keifer, Keiffer, Kiafer, Kiefer, Kieffer, Kiefner, Kübber, Küber, Küefer, Küfer, Küffner, Küfler, Küfner, Küper, Küpker, Küppenbender, Küpper, Küppers, Küppker, Kufer, Kuffer, Kuiper, Kuper, Kupper, Kuyper.
  • Produkt Fass: Faßbänger, Fassbender, Faßbinder, Fasser, Faßhauer, Faßlbinder, Faßmann, Faßschlupfer, Fassler, Fässer, Fäßler, Fätteker, Feßler, Fathauer, Fatheuer, Fatmann, Fatmoker, Fatthauer, Fattmann, Vathauer, Vatheuer, Vatthauer, Vattmann.
  • Produkt Schaff: Schaffler, Schaffmacher, Schäffler, Schäfler, Scheffler, Schöffler.
  • Produkt Schedel: Bindschedler, Schädler, Schedler.
  • Produkt Tonne: Tonnenbinder, Tonnenmacher, Tünnenbüker, Tunnenmaker.
  • Weitere assoziierte Namen sind Biener, Binder, Binner und Binter. Diese leiten sich nicht von einem Produkt, sondern von der Tätigkeit des Handwerks ab.


Historisch gab es dialektbedingt unterschiedliche regionale Bevor­zugungen von Böttcher-Berufs­bezeich­nungen, was sich entsprechend auf das Auftreten der Familiennamen ausgewirkt hat. Im Verlauf der Zeit haben sich die in der neben­stehenden Grafik gezeigten Ver­brei­tungs­be­reiche immer mehr verwischt. Die Familien­namen Bittner, Büttner oder auch Bittna stammen originär aus Franken und Schlesien bzw. aus dem Sudetenland.



Abb. links:
Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde.
Grafiken von Hans-Joachim Paul. © 1998,
2003 Deutscher Taschenbuch Verlag, München.

 

Verteilung des Familiennamens Bittner in Polen

In Polen waren zum Zeitpunkt der Erfassung 640 Tele­fon­an­schlüsse mit dem Namen «Bittner» registriert, die meisten davon in Posen (heute Poznan) (50), im ober­schlesischen Kreuz­burg (heute Kluczbork) (43) und im pommer­schen Brom­berg (heute Bydgoszcz) (31). In Kattowitz (heuteKatowice) in Ober­schlesien bestanden 26 Telefon­anschlüsse, und in der Region um Glatz (heute Kłodzko) waren es bis zu zehn.